»Die organisierte Arbeiterbewegung in Verfolgung und Widerstand« - Buchvorstellung am 19. November um 18 Uhr in der Stadtbibliothek
Pressemeldung der Stadt Zeitz vom 11.11.2024
Unter der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten wurden zahllose Verbrechen an ethnischen, religiösen und anderen Minderheiten und somit gegen die Menschlichkeit verübt. Millionen Menschen verloren dabei ihr Leben und weite Teile Europas wurden dabei verwüstet. Ihrer zu gedenken und die Geschichte aufzuarbeiten, ist deshalb eine immerwährende Verpflichtung für uns, denn Aufgrund der Geschichte trägt Deutschland und tragen auch wir heute eine besondere Verantwortung.
Auch der Autor Dr. Werner Dietrich hat mit seinen Veröffentlichungen einen wichtigen Teil zur Erinnerungskultur beigetragen. Sein neuestes Buch in der Reihe „Wider das Vergessen“ trägt den Titel „Die deutschen Opfer der NS-Gewaltherrschaft in Zeitz und Umgebung – Teil 1 – Die organisierte Arbeiterbewegung in Verfolgung und Widerstand“. Vorgestellt wird das Buch vom Autor in einer Lesung am Dienstag, den 19. November um 18 Uhr in der Zeitzer Stadtbibliothek „Martin Luther“, zu welcher alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, vor allem Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrerinnen und Lehrer recht herzlich eingeladen sind.
Das Buch beleuchtet, auf umfänglich quellengestützter Basis, die brutale Unterdrückung der traditionell starken Arbeiterbewegung und ihrer Organisationen im Zeitzer Raum vom Beginn bis zum Ende der NS-Gewaltherrschaft in all ihren Facetten. Neben einer breiten Beschreibung der dabei angewendeten und vielgestaltigen NS-Terrorinstrumente, den örtlichen und überregionalen Terrororten sowie den davon betroffenen Personenkreisen und deren Schicksalen, wirft der Verfasser zudem einen Blick auf die Gegenseite des Zeitgeschehens, indem er sich ausgiebig dem illegalen Arbeiterwiderstand widmet.
In diesem Zusammenhang hervorzuheben ist dabei die Tatsache, dass das Zeitzer Gebiet einer der wenigen deutschen Landstriche war, indem sich beachtliche Teile der bislang immens zerspaltenen Arbeiterbewegung, im gemeinsamen illegalen Kampf gegen den deutschen Faschismus, als Einheitsfrontorganisation zusammen fanden. Der Autor schildert eindrücklich und bewegend den hohen Mut dieser und anderer Arbeiterwiderständler, die selbstlos ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus einsetzten. Und dies in einem gesellschaftlichen Klima, in welchem das NS-Regime im Wechselspiel von Terror und Demagogie agierte. Dieses Systemgeflecht förderte auch den Verrat und die Denunziation von Widerständlern durch Mitbürger, so dass es im Fall des Zeitzer Arbeiterwiderstands der Gestapo sukzessive gelang, diesen, als Massenwiderstand, bis Mitte der 1930ziger zu zerschlagen. Für die Involvierten der Arbeiterresistenz bedeutete dies Verhaftung, Folter, Gefängnis- und Zuchthaushaft, qualvolle Existenz im Konzentrationslager, militärische Zwangsrekrutierung in der Strafeinheit und, allzu oft, Ermordung oder andere systemimmanente Todesursache.
Obendrein beeindruckt das vorliegende Buch durch einen umfangreichen tabellarischen Anhang, welcher in Kurzbiographien 488 NS-Verfolgte aus den Reihen der organisierten Arbeiterbewegung im Zeitzer Gebiet thematisiert. Zeitgenössische Dokumente, Bilder von Orten des NS-Terrors und Fotos NS-Verfolgter runden den Anhang ab.
Die Vorstellung der Publikation versteht sich als wesentlicher Bestandteil einer erlebbaren und wirksamen Erinnerungs- und Gedenkkultur für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Zeitz und des Umlandes. Insbesondere ist das Buch auch für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer ein großer Gewinn. Es ermöglicht eine örtlich lebendige Auseinandersetzung mit maßgeblichen Inhalten der Historie der Zeit von 1933 bis 1945 im Geschichtsunterricht und bietet eine solide Basis für z. B. mögliche Schulprojekte zu weiteren Recherchen zum Lebensweg einzelner NS-Verfolgter.
Quelle: Stadt Zeitz