Stolpersteine neu verlegt - Gedenkorte für jüdische Opfer des Nationalsozialismus wiederhergestellt
Pressemeldung der Stadt Zeitz vom 28.11.2024
Bereits in den 90-iger Jahren entstand das Stolperstein-Projekt des Künstlers Gunter Demnig der in Erinnerung an die Deportation von Juden sowie Sinti und Roma eine Farbspur durch die Stadt zog, die den Weg der Deportierten nachzeichnete. Die Farbe verblasste und so prägte er die Schriftzüge an einigen Stellen in Messing. Dies war die Geburtsstunde der Stolpersteine, die heute in Form eines Pflastersteines auf denen eine Messingplatte eingelassen ist, an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen und aller weiteren Euthanasieopfer im Nationalsozialismus erinnern sollen, so dass die Menschen nicht aus dem Gedächtnis verschwinden, sondern lebendig gehalten werden.
Mittlerweile wurden mehr als 100.000 Stolpersteine in über 1300 Städten und Kommunen Deutschlands sowie in 31 weiteren Ländern Europas verlegt. Auch in Zeitz wird den Opfern des Nationalsozialismus mit 10 eingelassenen Stolpersteinen gedacht, die Anfang Oktober aus dem Boden herausgerissen und gestohlen wurden.
Die Tat sorgte deutschlandweit für Bestürzung – auch der Künstler und Initiator des Stolperstein-Projekts, Gunter Demnig, zeigte sich entsetzt, dass Menschen Erinnerungsorte zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus mutwillig und voller Hass zerstören. Deshalb fertigte er nach Absprache mit der Initiative Stolpersteine für Zeitz schnellstmöglich neue Stolpersteine an, so dass diese heute am Donnerstag, den 28. November neu verlegt werden konnten.
Im Rahmen einer Gedenkzeremonie wurden die ersten drei Steine, in Gedenken an die Familie Mendelsohn, im Beisein von Landtagsmitglied Rüdiger Erben, Landrat Götz Ulrich, Oberbürgermeister Christian Thieme, Bürgermeisterin Kathrin Weber, dem Stadtratsvorsitzenden Dr. Ulf Altmann sowie weiteren Mitgliedern des Stadtrates und zahlreichen Gästen, in der Kramerstraße 5/6 neu verlegt. Dabei bedankte sich Oberbürgermeister Christian Thieme im Namen der Stadt sowie der Stadträte bei den Unterstützerinnen und Unterstützern, die die Neuverlegung mit zahlreichen Spenden so schnell und kurzfristig ermöglichten.
Es ist wieder passiert und leider nehmen Hass, Hetze und Antisemitismus wieder zu. Mein erster Gedanke war, dass wir dies nicht zulassen dürfen, aber es ist passiert und wir können es nicht rückgängig machen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir mahnen, aufklären und daran erinnern wohin Hass und Hetze führen. Wir dürfen nicht verstummen und die Wochen nach der abscheulichen Tat, in denen uns so viele Zuschriften und Telefonate erreichten die Trost spendeten und Mut machten, wurde deutlich, dass die Mehrheit eine solche Tat ebenso verabscheut und sich Hass und Hetze entschlossen und vereint entgegenstellt,
so Oberbürgermeister Christian Thieme bei der Neuverlegung der Stolpersteine.
Dirk Bindmann von der Initiative Stolpersteine für Zeitz stellte während der Zeremonie noch einmal den Lebensweg von Bertha-Pess Mendelsohn geb. Bachmann, Emma Esther Anna Mendelsohn geb. Bachmann und Siegfried Mendelsohn vor und machte deutlich welchen Leidensweg die Familie in der Zeit des Nationalsozialismus durchlebte und nach Deportation zum Tod führte.
Auch Landrat Götz Ulrich ist froh darüber, dass die Stolpersteine nun wieder an ihrem Platz sind und bedankte sich für die überwältigende Unterstützung und sagte im Rahmen der Zeremonie:
Heute haben wir das Gegenteil von dem getan, was die Täter erreichen wollten. Die wollten die Erinnerung an das Schicksal jüdischer Familien aus Zeitz tilgen, wir stärken die Erinnerungskultur an diese Mitbürger, indem wir die Steine neu verlegen. Das Schicksal der 10 Jüdinnen und Juden aus Zeitz ist Teil des größten Menschheitsverbrechens aller Zeiten. Als Landrat werde ich weiter daran arbeiten, die Erinnerung an den Holocaust aufrechtzuerhalten. Das sind wir allen Opfern und dem ganzen jüdischen Volk schuldig.
Auch alle anderen Gedenksteine wurden am heutigen 28. November durch die Mitarbeiter des Stadtreinigungs- und Servicebetriebes der Stadt Zeitz neu verlegt und sind jetzt wieder an den folgenden Orten zu finden:
Kramerstraße 5/6 |
Bertha-Pess Mendelsohn geb. Bachmann Emma Esther Anna Mendelsohn geb. Bachmann Siegfried Mendelsohn |
Roßmarkt 6 |
Lydia Blumenthal geb. Weissmann Hermann Blumenthal |
Neumarkt 12 | Auguste Lewy |
Leipziger Straße 46 |
Hilda Flörsheim geb. Hamburger Ingeborg Flörsheim Gustav Baruch Flörsheim |
Eulengrund 3 | Siegfried Fürst |
Quelle: Stadt Zeitz