Die Märchenlöcher von Lobas
Station 9
Die Sage
Vor vielen Jahren rasteten wieder einmal Zigeuner im Nahe gelegenen Zigeunerhölzchen. Eine Zigeunerin begab sich mit zwei irdenen Krügen zum Märchenborn, um dort Wasser zu schöpfen. Unterwegs traf sie auf eine unglückliche Lobaser Bauersfrau, die fleißig Reisig für die heimischen Herde sammelte.
Die Zigeunerin hatte Mitleid mit der Alten und vertraute ihr folgendes Geheimnis an:
Angeblich kommt aus der Märchenquelle Glückswasser empor gesprudelt, welches wahre Wunder bewirken soll. Das Wasser sorge für Gesundheit, Glück und Wohlstand. Es soll sogar vor Blitz, Feuer und der Pest schützen.
Vor dem Wasserschöpfen sollte man jedoch einige wichtige Dinge beachten: Man muss den Weg dorthin stillschweigend bestreiten und darf dabei nicht nach hinten schauen. Vor dem eigentlichen Füllen des Kruges sollte man sich siebenmal das Gesicht mit dem Quellwasser abwaschen und danach drei Schluck davon trinken.
Erst nach diesem Ritual kann man den Krug mit Wasser füllen. Bevor man die Märchenquellen wieder verläßt, muss man noch entgegen des Uhrzeigersinns in Richtung Lobas, Lindenberg und Zettweil drei kurze Stoßgebete mit folgenden Worten sprechen:
“Großer Gott, erbarme dich meiner! Heilig, heilig, heilig! Schenk mir Gesundheit, Glück und Wohlstand. Ich werd’s dir auch vergelten! Amen!”
Die Bauersfrau hielt sich an die Weisung der Zigeunerin und holte sich noch am gleichen Tage einen Krug voll Glückswasser. Zu Hause beträufelte sie sofort Hoftor und Haustür mit dem Wasser. In der Folgezeit geschahen dann wahre Wunder im armseligen Bauerngut. Der Wohlstand mehrte sich von Monat zu Monat, das Glück kehrte im Haus wieder ein und alle Familienmitglieder fühlten sich bei bester Gesundheit. Selbst beim großen Brand zu Lobas anno 1739 blieb Hab und Gut ihrer Nachfahren von der verheerenden Feuerbrunst verschont!
Wissenswertes zur Station
Die Lobaser Märchenlöcher sind ein historischer Ort mit zauberhafter Wirkung. Einst war dort ein Quellgebiet mit sieben Quellen, die den Märchenlochgraben speisten. Über den Quellen schwebten oft Nebelgestalten, die dieser wunderschönen Aue den märchenhaften Namen verliehen. Jetzt existieren leider nur noch zwei aktive Quellen , die “Glücksquelle” und der “Märchenborn”.
Die Lobaser Märchenlöcher wurden schon seit vielen Jahrhunderten als Pilgerstätte genutzt. Nach alten Sagen wurden die Glückswasserquellen im Jahr 1317 von einem Mönch aus dem Kloster Posa eingesegnet sowie im Jahr 1648 durch eine Zigeunerin besprochen. Seit der Einsegnung der Quellen wurde dort immer das Taufwasser, Weihwasser und auch das Osterwasser für die Lobaser Kirche sowie deren vier dazugehörigen Filias (Kapellen) geschöpft.