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Die Milbe

Station 11
Zur Geschichte der Milbe

Das gibt es nur im Burgenlandkreis von Sachsen-Anhalt: Käse, der mithilfe von Käsemilben hergestellt wird. Seit über 500 Jahren frönt der Landstrich der Herstellung dieser ebenso kulinarischen wie krabbeligen Spezialität. So gut wie alle Dörfer, Höfe, Bauern und Großmütter hatten dort durch alle Zeitenwenden hindurch die Herstellung von Milbenkäse inne – in einem Umkreis von etwa 20 km rund um Altenburg. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges ging das so, Milbenkäse wurde massenhaft hergestellt. Doch dann, zu DDR-Zeiten, musste diese schöne Tradition fast ihrem Ende entgegensehen, denn die Obrigkeit der DDR hatte per Lebensmittelgesetz die Herstellung und den Vertrieb milbenbefallener Produkte verboten; nur wenige stellten Milbenkäse noch für private Zwecke her. Mit der Wende jedoch änderte sich das. Die Verbote fielen und der ortsansässige Helmut Pöschel entdeckte seine Leidenschaft. Er übernahm von seiner Mutter einen letzten Stamm an Käsemilben und machte das, was auch seine Urgroßmutter und Großmutter schon gemacht hatten: Milbenkäse. Er investierte viel Zeit und ein gutes Händchen in die Käsemilben, er rettete die Tradition und die Rarität vorm Vergessen. Und so ist dieses in jüngster Zeit fast ausgestorbene Milbenkäse-Tun heute lebendiger denn je, wenn auch nur noch in einem einzigen Dorf: im beschaulichen Würchwitz bei Zeitz.

Kein Käse sorgte je für solche Schlagzeilen wie der Würchwitzer Milbenkäse. Erst wurde er deutschlandweit, dann europaweit und jetzt schon fast weltweit bekannt. Am 19.Juni 2001 setzte man ihm zu Ehren sogar ein Mamordenkmal in Würchwitz. Am 1.April 2006 wurde das Würchwitzer Milbenkäsemuseum unter großem Spektakel feierlich eröffnet. Seit dieser Zeit wird jedes Jahr am 01.April ein großes Milbenkäsespektakel gefeiert. Zahlreiche Gäste aus der Region sowie aus dem benachbarten Ausland besuchen diese nicht ganz ernst zu nehmende Veranstaltung.

Wissenswertes zur Station

Würchwitz wurde im Jahr 1147 erstmals in einer Urkunde des Bischofs Udo 1. zu Naumburg als “Wirwicz” erwähnt. 1769 kaufte der vielgereiste Zeitzer Gelehrte Johann Christian Schubart (1734-1787) das Würchwitzer Rittergut. Zwei Jahre später zog er dort ein und wurde in den Folgejahren durch seine Neuerungen in der Landwirtschaft zum größten Landwirtschaftsreformer unserer Region. 1783 wurde Schubart für seine Verdienste zum Wohle der Menschheit von Kaiser Franz I. in Wien zum Edlen von dem Kleefelde geadelt.

Am 19.Juni 1851 wurde auf dem Würchwitzer Denkmalsberg der Kleeapostel Schubart ein Denkmal geweiht. Seit dieser Zeit feiert der Ort jedes Jahr traditionell das Würchwitzer Kleefest. Das Würchwitzer Milbenkäsemuseum befindet sich am Ortsausgang in Richtung Spora (Sporaer Str. 8). Es kann nur nach telefonischer Voranmeldung (Tel.: 034426/21346) besucht werden.

Außerdem befindet sich im Ort das vielprämierte Weingut Triebe, welches zu einem Abstecher und zu einer Verkostung einlädt.