»Stille Macherinnen« im Schlosspark Moritzburg von Kirchen und Stadt Zeitz mit »Clemens-Wittelsbach-Preis« geehrt
Pressemitteilung der Stadt Zeitz vom 21.08.2024
Bereits während seines Theologie-Studiums in den 1920er Jahren engagierte sich Clemens Wittelsbach politisch und verteidigte dabei Demokratie und Frieden. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten geriet er bald in das Visier der Gestapo. 1936 wurde er zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Um den mutigen Geistlichen zu schützen, versetzte ihn sein Bischof 1937 nach Zeitz. Hier trat der neue Pfarrer wiederum für rassisch Verfolgte und Zwangsarbeiter ein, stellte sich öffentlich hinter den Begründer der Volkshochschule, der wegen seiner jüdischen Herkunft verfolgt wurde, kümmerte sich als Seelsorger um die Zwangsarbeiterinnen in der Brikettfabrik und erreichte, dass diese in den Räumen der 1939 von den Nationalsozialisten geschlossenen katholischen Schule untergebracht und ihre Haftbedingungen gemildert wurden. Nach Kriegsende wählten die Zeitzer Bürger den unerschrockenen Seelenhirten zum Stadtrat.
2022 wurde aufgrund seiner Verdienste darüber nachgedacht, einen Ehrenamtspreis, mit welchem „die stillen Macherinnen“ für ihr Engagement ausgezeichnet werden sollen, mit dem Namen Clemens-Wittelsbach-Preis auszuloben. Die Idee wurde von den Kirchgemeinden im Altkreis Zeitz sowie der Stadt Zeitz positiv aufgenommen, so dass der Preis für die Jahre 2023 und 2024 nun erstmals im Rahmen der Veranstaltung des Oberbürgermeisters Christian Thieme vergeben werden konnte.
Füreinander einstehen, gemeinsam Probleme lösen, Zusammenhalt stiften: Das ehrenamtliche Engagement will man damit weiter stärken und mit Anerkennung und Wertschätzung würdigen. Die Auslobung richtete sich dabei an „stille Macherinnen“ im Altkreis Zeitz, also an Frauen oder Frauengruppen, die sich, egal in welchem Lebensbereich, selbstlos und ohne großes Gerede engagieren und damit nicht einfach nur helfen, sondern vielmehr den Menschen in ihrer Umgebung ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.
Zahlreiche Vorschläge erreichten die Jury, welche aus Vertretern der Kirchgemeinden sowie einem Vertreter der Stadt Zeitz bestand. Keine leichte Aufgabe, denn verdient hätten es alle, war dabei aus dem Kreis der Jury zu erfahren. Nach intensiven Gesprächen konnte dann eine Wahl getroffen werden und so wurde am Abend des 20. August 2024 der Clemens-Wittelsbach-Preis 2023 an Adelheid Helgert aus Zeitz und der Clemens-Wittelsbach-Preis 2024 an Inge Pabst aus Kretzschau OT Hollsteitz vergeben.
Adelheid Helgert
Die fünffache Mutter unterstützt seit Jahren die Ökumene der Stadt, bereitet Veranstaltungen vor und gestaltet diese aus. Weiterhin setzt sich Adelheid Helgert für Geflüchtete ein und hilft diesen bei der Integration. Sie sieht und erkennt Nöte und hat mit ihrem Gespür immer einen Blick auf Menschen in Krisensituationen und bietet diesen ihre Hilfe an und handelt dabei selbstlos. Stillstand ist für Adelheid Helgert ein Fremdwort, denn ganz nebenbei besucht sie regeläßig Alte und Kranke, hört diesen zu und spendet Trost. Sie engagiert sich im Kirchenchor und als Bindeglied zu Andersgläubigen geht sie unvoreingenommen auf Fremde zu. Das alles macht Adelheid Helgert bereits seit rund 50 Jahren ohne groß darüber zu reden und tatsächlich so, dass die Menschen nach einem Gespräch mit ihr plötzlich ein Lächeln im Gesicht haben. Dieser selbstlose Einsatz muss belohnt werden und deshalb erhält Adelheid Helgert den Clemens-Wittelsbach-Preis 2023 und wir hoffen, dass wir damit ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnten.
Inge Pabst
Über Jahrzehnte setzt sich Inge Pabst unermüdlich für den Erhalt der Hollsteitzer Kirche ein. Sie packt nicht nur mit an, sondern übernimmt die Klärung mit den Behörden, kümmert sich um Finanzierungsfragen, sammelt Spenden, wählt geeignete Firmen aus, motiviert die Helfer und übernimmt auch die Baubetreuung. Ohne ihr Engagement und ihren intensiven persönlichen Einsatz als treibende Kraft, würde das Gebäude heute wohl verfallen und nicht nutzbar. Stattdessen können sich die Hollsteitzer sowie Besucher und Gäste an einem schmucken Kleinod erfreuen, welches nicht nur für die Kirchgemeinde, sondern für die ganze Dorfgemeinschaft eine Bereicherung ist.
Das Schaffen von Inge Pabst umfasste die gesamte Infrastruktur der ehemals baufälligen Kirche. Sie verwandelte diese in das heute schillernde Herzstück des Dorfes. Sie rettete damit allerdings nicht nur das Gebäude vor dem Verfall, sondern sorgte ebenso aktiv dafür, dass die Kirche in das Alltagsleben der Glaubensgemeinde und des Dorfes eingegliedert wurde. Unzählige Taufen, Hochzeiten, Dorffeste, Weihnachtsfeiern und Konzerte wurden von Ihr ermöglicht und organisiert. Durch ihre bescheidene, freundliche Art und ihr unermüdliches Schaffen ist Inge Pabst allseits beliebt und wird hoch geschätzt. Danke gesagt haben bereits viele und auch die Kirchen sowie die Stadt Zeitz möchten sich mit der Verleihung des Clemens-Wittelsbach-Preises 2024 dem Dank für das über Jahrzehnte geleistete, anschließen.
Quelle: Stadt Zeitz